De l’admirable dispense de Dieu et naiscance de Gregoire pape de Romme
Transcription d'après F4-1
Von der wundersamen Gnade Gottes und der Geburt des Papsts von Rom Grégoire.
[1]
[folio 53v]
MArc regna prudent et ſaige qui auvoit vung ſeul filz et vune ſeulle fille,
leſquelz il aymoit cordiallement. Quant il congneut qu’il ne pouvoit
plus viuvre, fiſt appeller tous les princes de ſon royaulme/, puis diſt
Le commāndement du pere a 1’ēnfānt
a ſon filz. : « Mon chier enfant/, en la preſence de ſes nobles Jje te ijure
que ije n’ay point ſi grande craincte dedans mon ame que d’auvoir laiſſe ta ſeur a
marier/, et pourtant a toy qui es mon heritier ſoubz ma benediction te commande
que tu l’ayes a marier decentement et honnorablement comme il appartient
a ſon eſtat de fille royalle/, pareillement que tu l’ayes en honneur cōmme toy meſ mes.. »
Cela dit tourna la teſte vers la paroy et enuvoya ſon eſprit en l’autre mōnde/,
duq̄uel la mort fut plaincte grandemēnt. Puis fut le corps royal mis en ſepulture.
1. (en marge à gauche) -
Le commāndement du pere a 1’ēnfānt
[1]Einst herrschte der umsichtige und kluge Marc, der nur einen einzigen Sohn und eine einzige Tochter hatte. Er liebte sie zärtlich. Als er erkannte, dass er nicht länger leben könne, berief er alle Fürsten seines Königreichs und sagte dann zu seinem Sohn: „Mein liebes Kind, in Gegenwart dieser Edelherren schwöre ich Dir, ich habe keine größere Besorgnis in meinem Herzen als Deine Schwester unverheiratet hinterlassen zu haben. Deshalb befehle ich Dir, der Du mein Erbe bist, mit meinem Segen, dass Du sie auf anständige und ehrbare Weise verheiratest, wie es sich für sie als Königstochter gehört, und dass Du sie in Ehren hältst wie Dich selbst.“ Nach diesen Worten wandte er sich der Wand zu und schickte seinen Geist ins Jenseits. Über seinen Tod erhob sich ein gewaltiges Wehklagen. Dann wurde der königliche Leichnam begraben.
[11]
L’enfant apres cela commenca a regner prudentement et a honnorer ſa ſeur
et aymer de ſi grant amour qu’on ne ſcauvoit penſer. JIlz beuuvoient et mangeoiēnt
a vune table/, ſe ſeoient l’ung deuvant l
’autre/, couchoient en vune meſme chambre/’
touteffois es lictz ſeparez.
[11]Darauf begann der Sohn klug zu regieren und seine Schwester in Ehren zu halten und mit solcher Leidenschaft zu lieben, dass es unvorstellbar war. Sie tranken und aßen am selben Tisch, setzten sich einander gegenüber und schliefen im selben Gemach, allerdings in getrennten Betten.
[14]
Le cas fut que vune nuyct ſi grande temptation le
rauvit/ qu’il luy fut aduvis qu’il rendroit l’eſperit ſ’il ne couchoit auvec ſa ſeur. JIl alla
au lict et l’exita. Sa ſeur reſpondit. : « O mon ſeigneur/, ou allez vous main tenant. ? »
Le frere reſpondit. : « Si ije ne dors auvecques toy en preſent
, ije suis mort ! »
Libidineuſe luxure du frere avec la ſeur.
La ſeur luy monſtra ſon offence ſaigement et luy diſt/ : « Cceſſe
, frere
, ceſſe de ceſt peche
commettre. ! Te ſouuviēngne que mon pere te commanda que tu me feiſſes
honneur. Si ce peche commettois l’ire de dieu ne pourrois euvader et la confu ſion
des hommes.. » Lors dit le frere/ : « Qquelque choſe qu’il y ait, ma volunte auvec
toy accompliray: ! » Aainſi aduvint le cas et meruveilleuſe fortune. Cela faict il ſ’en retourna
en ſon propre lict. La fille ne pouuvoit fermer ſon cueur q̓u’il le rendiſt gros
[folio 54r]
ruiſſeaulx/, pleurs et larmes habundantement ſans conſolation. L’empereur
ſon frere la conſolloit tant que il luy eſtoit poſſible. De plus en plus l’aymoit.
2. (en marge à gauche) -
Libidineuſe luxure du frere avec la ſeur.
[14]Eines Nachts begab es sich, dass den Bruder eine so große Versuchung überkam, dass es ihm schien, als müsse er seinen Geist aufgeben, wenn er mit seiner Schwester nicht schliefe. Er ging zu ihrem Bett und weckte sie. Seine Schwester sagte: „O mein Herr, wo geht Ihr nun hin?“ Der Bruder antwortete: „Wenn ich jetzt nicht bei Dir schlafe, werde ich sterben!“ Die Schwester ermahnte ihn klug an seinen Frevel und sprach zu ihm: „Hör auf, Bruder, begehe diese Sünde nicht! Erinnere dich daran, dass mein Vater Dir befahl, mich in Ehren zu halten! Wenn Du diese Sünde begehst, wirst Du weder Gottes Zorn noch dem Ärger der Menschen entgehen können.“ Da sagte der Bruder: „Wie es auch kommen mag, ich werde meinen Willen mit Dir vollziehen!“ So begab sich das sonderbare Schicksal. Nach vollzogener Tat kehrte der Sohn in sein eigenes Bett zurück. Die Tochter konnte ihr Herz nicht schließen, sodass es dicke Ströme herausließ, heftig weinte und trostlos Tränen vergoss. Ihr Bruder, der Kaiser, tröstete sie, so gut er konnte, und liebte sie immer mehr.
[26]
VUng ijour au bout de demy an les deux ſe ſeoient a table l’ung Ddeuvant l’autre/
puis le frere regarda ſa ſeur et luy diſt. : « Ma chere dame
, comment vous eſt il: ?
voſtre belle couleur ſe mue:, voz yeulx qui ont eſte clers et beaulx deuviennent
noirs a meruveilles
.. – Ce n’eſt meruveilles/, » diſt la ſeur/, « car ije ſuis enceincte d’en fant/
et par conſequent confuſe.. » L’empereur ce voyant fut dolent plus que on
ne ſcauroit croire/ commenca a plorer et faire ſentir a ſes yeulx ce que le cueur
La grande repentance et cōntrictiōn de l’emperere̔ur d’avoir viollee ſa ſeur.
conceuvoit/ et Ddiſoit : « Mauſdit ſoit le ijour auquel ije fuz ne/ ! lPleuſt a Ddieu que
point ne fuſt entre les autres ijours nombre. ! Helas, que dois ije faire. ? » La pouvre
ſeur bien confuſe Ddiſt a ſon frere. : « Mon ſeigneur, eſcoutez mon conſeil et
vous ne vous en repentirez point apres que l’aurez acomply/. nNous ne ſōmmes
pas les premiers qui auvons Ddieu offence/. touſijours en luy eſt miſericorde.
Pres de ce lieu eſt vung cheuvalier conſeillier de noſtre feu pere qui touſijours l’a
bien conſeille
/. ſSoit appelle/ et nous luy compterons lors tout noſtre mauldict
cas ſoubz le ſeau de confeſſion.. » L’ēmpereur diſt a ſa ſeur. : « JIl me plaiſt bien
/, mais
L’empereur et ſa ſeur ſe confeſſerēnt de leur peche avecq̄ues grande deſplaiſance.
premierement reconcilions nous a dieu.. » Tous deux ſe confeſſent auvecques
grant contriction.
3. (en marge à droite) -
La grande repentance et cōntrictiōn de l’emperere̔ur d’avoir viollee ſa ſeur.
4. (en marge à droite) -
L’empereur et ſa ſeur ſe confeſſerēnt de leur peche avecq̄ues grande deſplaiſance.
[26]Als aber ein halbes Jahr vergangen war, saßen sie einst am Tisch einander gegenüber. Da betrachtete der Bruder seine Schwester und sprach zu ihr: „Meine liebe Herrin, was ist mit Euch? Eure schöne Gesichtsfarbe verändert sich, und Eure bisher klaren und schönen Augen werden merkwürdig schwarz.“ Die Schwester sprach: „Das ist kein Wunder, denn ich bin schwanger mit einem Kind und folglich zerknirscht.“ Als der Kaiser dies sah, wurde er unglaublich traurig, brach in Tränen aus, sodass seine Augen die Aufregung seines Herzens spürten, und sprach: „Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde! Möge Gott, dass er nicht zu den Tagen zähle! Weh mir, was soll ich machen?“ Die arme und beschämte Schwester sagte zu ihrem Bruder: „Mein Herr, folgt meinem Rat, Ihr werdet es nicht bereuen, wenn Ihr es tut. Wir sind nicht die Ersten, die Gott beleidigt haben. In Ihm ist immer Barmherzigkeit. Hier in der Nähe wohnt ein Ritter, ein Ratgeber unseres seligen Vaters. Er hat ihn immer gut beraten. Sei er hierher berufen! Wir werden ihm unter dem Siegel der Beichte unsere verfluchte Lage erzählen.“ Der Herrscher sagte zu seiner Schwester: „Das gefällt mir gut, aber wir wollen zuerst versuchen, uns mit Gott zu versöhnen.“ Sie beichteten beide mit großer Beschämung.
[41]
La confeſſion faicte le conſeiller cheuvalier fut enuvoye que rir
/,
auquel ilz racompterent et reciterent tout leur cas. Lors Ddit le cheuvalier/ : «
puis que vous eſtes Dde votre peche confeſſez, Eeſcoutez moy
/, eſcoutez mon
conſeil et vous euviterez le parler et confuſion Ddu monde. Pour l’offence Dde
voz corps contre dieu et voſtre pere vous devez viſiter la terre ſaincte/, mais
deuvant que partir appellez tous voz ſatrappes et ſeigneurs leur disant telles
parolles par ordre. Mes bōns ſeigneurs, ije veulx la ſaincte terre viſiter/, ije n’ay
aucun heritier fors que ma ſeur vunicque, comme vous ſcauvez, a laquelle Ddurant
mon abſence deuvez obeyr comme a moy/, puis vous me direz deuvant tous que
L’empereur print conge de ſa ſeur pour ſ’en aller en la terre ſaincte.
ije la tiengne ſus ma vie totallement en garde. Quānt eſt a moy, ije la prendz a
peine de la ſi bien garder que Ddeuvant l’enfantement et apres l’enfantement ſon
cas ne congnoiſtra perſonne fors ma femme qui luy adminiſtrera ſes neceſſi tez.. »
Lors diſt le roy que bon eſtoit le conſeil et qu’il l ’acompliroit. Tout ainſi
fiſt que le conſeiller auvoit dict/, et le conge des ſeigneurs print/, ſ’en alla en la ter re
ſaincte.
5. (en marge à droite) -
L’empereur print conge de ſa ſeur pour ſ’en aller en la terre ſaincte.
[41]Als sie gebeichtet hatten, sandten sie nach dem Ratgeber und Ritter und berichteten und beschrieben ihm im Einzelnen ihre Lage. Darauf sprach der Ritter: „Da Ihr Eure Sünde gebeichtet habt, so hört mich, hört meinen Rat, um dem Klatsch und dem Ärger der Welt zu entgehen. Für die Kränkung Gottes und Eures Vaters durch Euer Fleisch müsst Ihr das Heilige Land besuchen, beruft aber vor der Abreise alle Eure Fürsten und Herren und gebt ihnen folgende Befehle: ‚Meine guten Herren, ich will das Heilige Land besuchen und habe keinen Erben außer meiner einzigen Schwester, wie Ihr wisst. Dieser müsst Ihr in meiner Abwesenheit wie mir selbst Gehorsam leisten.‘ Befehlt mir dann in Gegenwart aller, bei Leibesstrafe die völlige Bewachung über sie zu übernehmen. Ich werde mich darum bemühen, sie so gut zu bewachen, dass niemand weder vor noch nach der Geburt etwas von Eurem Fall erfährt, ausgenommen meine Frau, die sie mit allem Nötigen versorgen wird.“ Darauf erwiderte der König, dies sei ein guter Rat, er werde ihn befolgen. So tat er alles, was der Ratgeber empfohlen hatte, nahm Abschied von den Fürsten und machte sich auf den Weg ins Heilige Land.
[55]
Le cheuvalier mena ce pendant la dame groſſe ſeur du roy en ſon cha ſteau
a ſa femme. Quant la femme du cheuvalier veit la dame, demanda a ſon
ſeigneur qui elle eſtoit/, et il luy diſt que c’eſtoit leur princeſſe ſeur du roy. : Jure
moy, « diſt le cheuvalier a ſa femme, « ſus l’amour de ta vie que tout ce que ije te diray
tu tiendras ſecret.. » La dame luy fiſt ſerment. Lors diſt le cheuvalier. : Noſtre
Ung chevalier declaire a ſa femme le fait de l’ēmpereur et de ſa ſeur.
princeſſe pour vray eſt enceinte de ſon propre frere le roy/, parquoy ije vous prie
que luy adminiſtrez toutes ſes neceſſitez ſans aultre creature.. » La femme du
cheuvalier le promit et fiſt entrer la ſeur du roy en vune chambre priuvee la ou elle
fut richement ſeruvie.
6. (en marge à droite) -
Ung chevalier declaire a ſa femme le fait de l’ēmpereur et de ſa ſeur.
[55]Der Ritter führte inzwischen die schwangere Herrin, die Schwester des Königs, auf seine Burg zu seiner Frau. Als die Frau des Ritters die Dame sah, fragte sie ihren Herrn, wer es sei. Er antwortete ihr, es sei ihre Fürstin, die Schwester des Königs. „Schwöre mir,“ sagte der Ritter zu seiner Frau, „bei Verlust Deines Lebens, dass Du Alles, was ich Dir sagen werde, geheim halten wirst!“ Seine Gemahlin schwor es ihm. Da sprach der Ritter: „Unsere Fürstin ist in Wahrheit schwanger von ihrem eigenen Bruder, dem König. Deshalb bitte ich Euch darum, sie ohne die Hilfe anderer Menschen mit allem Nötigen zu versorgen.“ Die Frau des Ritters versprach es und führte die Schwester des Königs in ein Privatgemach, wo sie reichlich bedient wurde.
[63]
Quant vint l’heure de faire ſon enfant, elle le produyt en
[folio 54v]
terre. Lors le cheuvalier luy diſt qu’il failloit auvoir le preſtre pour le baptiſer. La
dame reſpondit. : « Je voue a dieu que celluy qui eſt engēndre entre la ſeur et le frere
La ſeur de lēmpereur enfante ung beau filz.
ne ſera baptiſe.. » Lors diſt le cheuvalier/ : nNonobſtant que le peche ſoit grant/, touteffois
ne tuez pas l’ame Dee l’enfant pour cela.. » La dame diſt. : Sire, ij’ay fait ce
veu que ije tiendray/
ije vous prie,
mon ſeigneur,
que me baillez vung tonneau
tout vacque. »
cCe qu’il fiſt.
La dame lors print des tablettes et eſcripuvit deſſus ce
qui ſ’enſuyt. :
Chiers amys,
ſaichez que ceſt enfant n’eſt point baptiſe/,
car il eſt
engendre entre la ſeur et le frere/.
pPourtant pour l’hōnneur de dieu qu’il ſoit bapti ſe.
Soubz ſa teſte trouuverez vung treſor/,
c’eſt pour le faire nourrir/,
et aux piedz
vune ſomme d’argent pour le faire mener aux eſtudes.. »
Cela fait elle miſt l’en fant
au berceau/ et l’or et l’argent ſoubz l’enfant/’
cōmme il eſt dict en la lettre/,
puis
le bercel fuſt mis au tonneau pour nager ſelon la diuvine volunte/,
cōmme la mere
Lenfant mis dedāns ung tonneau et gecte en mer.
le commanda.
7. (en marge à gauche) -
La ſeur de lēmpereur enfante ung beau filz.
8. (en marge à gauche) -
Lenfant mis dedāns ung tonneau et gecte en mer.
[63]Als die Geburtsstunde kam, kam sie mit einem schönen Knaben nieder. Da sagte der Ritter zu ihr, ein Priester müsse gerufen werden, um den Knaben zu taufen. Die Dame antwortete: „Ich gelobe Gott, derjenige, der von einer Schwester mit deren Bruder erzeugt ist, solle die Taufe nicht halten.“ Darauf sprach der Ritter: „Obwohl die Sünde schwer ist, tötet darum nicht die Seele des Kindes!“ Darauf erwiderte die Dame: „Herr, ich habe ein Gelübde getan, das ich halten werde. Mein Herr, ich bitte Euch, mir ein völlig leeres Fass zu bringen.“ Das tat er. Die Dame nahm dann eine Tafel, worauf sie folgende Worte schrieb: „Liebe Freunde, Ihr müsst wissen, dass dieses Kind nicht getauft ist, denn er ist von einer Schwester mit deren Bruder erzeugt. Lasst ihn jedoch zur Ehre Gottes taufen. Ihr werdet unter seinem Haupt einen Schatz finden, um ihn aufzuziehen, und zu seinen Füßen eine Menge Silber, um ihn zum Studium zu führen.“ Danach legte sie das Kind in die Wiege und das Gold und das Silber unter das Kind, wie auf der Tafel zu lesen ist. Wie die Mutter es befahl, wurde hierauf die Wiege in das Fass gelegt, damit sie dahin schwämme, wohin es Gott haben wolle.
[76]
Quant le tonneau fut ſus mer, le cheuvalier bien Ddolent ſe tint
ſus l’eaue tant qu’il peuſt veoir le tonneau de l’enfant/, puis retourna en ſon cha ſteau/,
et en venant il trouuva et rencontra le messagier du roy qui venoit de la
ſaincte terre/.
lLors auquel il diſt. : «
Mon enfant,
d’ou viens tu. ? –
Je viens de la ter re
ſaincte, »
diſt le messagier/. «
eEt quelles ſont les nouuvelles. ? »
Diſt le messagier : «
lL’empereur eſt mort et eſt ſon corps mene en l’ung de ſes chaſteaulx.. »
Le cheuva lier
bien dolent plora adoncq̄ues bien fort pour les nouuvelles Dee la mort de ſon
ſeigneur.
Sa femme plora auſſi bien triſtement de la mort de l’empereur/.
tou teffois
il la pria de ne plorer/
affin que la dame ſeur Ddu roy ne fuſt troublee/. «
nNe
La mort de lēmpereur en la terre ſaincte annoncee a ſa ſe̔ur.
faictes Dde rien ſemblant, »
ce dit le cheuvalier, «
ijuſques a ce qu’elle ſoit de ſa geſine
releuvee. Puis ap̄res le cheuvalier alla a la dame/, pareillemēnt ſa fēmme q̓ui le ſuyuvoit.
La dame congneut bien qu’ilz eſtoient triſtes/ et leur demanda la cauſe Dde leur
douleur/,/ mais ilz faignirent qu’ilz n’eſtoient point Ddolens/,/ ains ijoyeulx de ce
qu’elle eſtoit eſchappee de ce grief peril et danger. Lors diſt la dame : « nNe me celez
choſe qui ſoit bien ou mal. ! » Lors le cheuvalier fiſt mēntion du meſſagier qui eſtoit
venu de la terre ſaincte. Lors diſt la dame : « qQu’il ſoit appelle. ! » Le meſſagier ve nu
fut interrogue de la dame. « Dictes moy, meſſagier, » dist la Ddame, « comment
ſe porte mon ſeigneur. ? » Le meſſagier diſt qu’il eſtoit treſpaſſe et que ſon corps eſ toit
tranſlate en l’ung de ſes chaſteaulx pour eſtre mis en ſepulture noblemēnt auvecques
ſon pere. Lors la triſte dame cheut en terre de douleur. Le cheuvalier et
ſa femme, ſemblablement le meſſagier et tous ceulx qui eſtoient en la chambre,
si qu’il ſembloit par long temps qu’ilz fuſſent mors, car point ne ſentoient ne
ne parloient. La dame lors apres long temps ſe leuva/, ſ’arrachoit les cheuveulx/,
Les regretz et lamentations de la ſeur du roy ſur ſon treſpas.
deſchiroit ſa face ijuſques aux ruyſſeaulx de ſang, et cryoit a haulte voix/, que
mauldicte fuſt la nuyt en laquelle ſa mere l’auvoit conceue
.. « Ne ſoit, « diſoit la da me
tant frappee de la picque d’affliction, « celle nuyt Ddedans les ijours nombree !
Mon eſperance ija eſt morte/, ma force totalle/, mon frere ſeul/, la moitie Dde ma
vie/ ! qQue feray ije/, ne scay helas.. – Las, » diſt le cheuvalier/, « ma dame, ſoyez conſtante/,
[folio 55r]
prenez cōnfort/ ! ſSi vo̔us vous deſtruiſez, ainſi tout le royualme perira. Vous eſtes
ſeule dedāns l’heritage/. pPas n’eſt bōn vo᷒us ainſi nauvrer de triſteſſe/. ſSi vo᷒us le faictes/,
le royaume volera es mains des eſtrānges/. lLeuvōns no᷒us ⁊et allōns au lieu ou le corps
ſera enſeuvely pour y faire nrēostre deuvoir/. pPuis eſtudiōns cōmment le royaume ſera re gy/. »
lLa dame ſe leuva ⁊et par le conſeil de ſon cheuvalier alla au corps de ſon frere biēn
acōmpaignee/, non de gens ſeullement/, mais de pleurs, larmes et gemiſſemens/.
qQuant elle fut au chaſteau entree, le corps mort de ſon frere ſus la biere trouuva/,
elle tōmba ſus le corps ⁊et le baiſa des la plante des piedz ijuſques a la ſummite de
la teſte. Les cheuvaliers voyānt la triſteſſe de leur emperiere tānt firent qu’ilz l’oſte rent
guerres du duc de bourgongne cōntre la ſeur d̓e lempereur.
de deſſus le corps ⁊et la menerent en vune chāmbre/, puis hōnnorablemennt le corps
de l’empereur mirent en ſepulture ſelon la mode royalle/.
9. (en marge à gauche) -
La mort de lēmpereur en la terre ſaincte annoncee a ſa ſe̔ur.
10. (en marge à gauche) -
Les regretz et lamentations de la ſeur du roy ſur ſon treſpas.
11. (en marge à droite) -
guerres du duc de bourgongne cōntre la ſeur d̓e lempereur.
[76]Als das Fass in die See gelangt war, blieb der Ritter schwermütig am Wasser stehen, solange er das Fass mit dem Kind sehen konnte. Darauf kehrte er in seine Burg zurück. Unterwegs sah und traf er den Boten des Königs, der aus dem Heiligen Land kam. Zu ihm sprach er: „Mein junger Mann, wo kommst Du her? – Ich komme vom Heiligen Land,“ sagte der Bote. „Und was bringst Du Neues mit?“ Der Bote erwiderte: „Der Kaiser ist gestorben, und sein Leichnam wird zu einer seiner Burgen geführt.“ Der schwermütige Ritter weinte bitterlich, als er den Tod seines Kaisers erfuhr. Seine Frau weinte auch und trauerte sehr um den Tod des Herrschers. Der Ritter bat sie jedoch mit dem Weinen aufzuhören, damit die Dame, die Schwester des Königs, nicht betrübt werde. „Tut, als sei nichts passiert,“ sagte der Ritter, „bis sie von ihren Wochen aufsteht.“ Danach ging der Ritter zu seiner Gebieterin hinein, und seine Frau folgte ihm. Die Dame bemerkte ihre Traurigkeit und fragte nach der Ursache für ihren Schmerz. Sie taten aber, als seien sie keineswegs betrübt, sondern froh darüber, sie von einer schweren Gefahr und Not befreit zu sein. Da sagte die Gebieterin: „Haltet nichts vor mir geheim, es sei gut oder böse!“ Darauf nannte der Ritter den Boten, der aus dem Heiligen Land gekommen war. Die Dame sprach alsbald: „Lasst ihn rufen! Als der Bote gekommen war, wurde er von der Dame befragt. Sie sprach: „Sagt mir, Bote, wie geht es meinem Herrn?“ Der Bote erwiderte, der Herr sei gestorben, und sein Leichnam werde zu einer seiner Burgen gebracht, um neben seinem Vater ehrenvoll begraben zu werden. Darauf fiel die Dame vor Schmerz zur Erde nieder, ebenfalls der Ritter, dessen Frau, der Bote und all diejenigen, die sich im Gemach befanden, sodass es lange aussah, als seien sie tot, denn in ihnen waren weder Empfindung noch Sprache mehr. Nach geraumer Zeit richtete sich die Dame auf, zerraufte sich das Haar, zerkratzte sich das Gesicht, bis das Blut in Strömen rann, und schrie mit lauter Stimme, verflucht sei die Nacht, in welcher ihre Mutter sie empfangen habe. Die Dame, die von tiefster Trauer getroffen war, sprach: „Es sei diese Nacht nicht zu den Tagen gezählt! Dahin ist meine Hoffnung, dahin meine ganze Kraft, mein einziger Bruder, die Hälfte meines Lebens! Was ich jetzt weiter tun soll, weiß ich leider nicht!“ Da sprach der Ritter: „Meine Gebieterin, bewahrt die Ruhe, seid getrost! Wenn Ihr Euch zerrüttet, wird das ganze Reich untergehen. Euch allein kommt das Erbrecht zu. Es ist nicht gut, dass Ihr Euch so mit Trauer betrüben lasst. Wenn Ihr es tut, wird Euer Reich in fremde Hände gelangen. Lasst uns aufstehen und an den Ort gehen, wo der Leichnam liegt, um unsere Pflicht zu tun. Dann wollen wir sehen, wie wir das Land regieren müssen.“ Die Dame stand auf und ging nach dem Rat ihres Ritters zum Leichnam ihres Bruders, nicht nur von Leuten gut begleitet, sondern auch mit rinnenden Tränen und Wehklagen. Als sie die Burg betrat, fand sie den toten Leichnam ihres Bruders auf der Bahre. Sie warf sich auf denselben hin und küsste ihn von der Fußsohle bis zum Kopfscheitel. Als die Ritter den Kummer ihrer Herrscherin gewahr wurden, rissen sie sie vom Leichnam hinweg, führten sie in eine Kammer und übergaben den Körper ihres Herrschers mit Ehren und königlicher Manier dem Grab.
[114]
cCela fait le duc de bBour gōngne
luy trānſmiſt ſes ambaſſadeurs pour l’aſſocier en mariage/, mais elle reſ̄ndit po/
q̄ue tānt qu’elle serait en vie ijamais mary n’eſpouſeroit/. lLe duc de bBourgōngne
fut marry d’eſtre refuſe/, parquoy il cōnſpira ⁊et ijura par ſa puiſſānce ducalle q̄ue puis qu’il
n’eſtoit ſon ſeigneur que peu de ſes terres imperialles ſe reſijouyroiēnt. JIl aſ ſembla
grānt oſt/, inuvada ſon royaulme/, bruſla citez ⁊et chaſteaulx/, nauvroit a mort,
gaſtoit tout/, perpetroit mains maulx ⁊et obtenoit victoire/. lL’ēmperiere/ ſ’en fuyt en
en vung fort chaſteau q̓ui eſtoit en vune cite ⁊et la fut pꝑar long tēmps.
[114]Danach schickte der Herzog von Burgund seine Gesandten an sie, damit sie ihn heirate. Sie aber antwortete, solange sie lebe, werde sie keinen Ehemann nehmen. Der Herzog wurde über die Ablehnung betrübt. Deshalb erhob er sich und schwor auf seine herzogliche Macht, da er ihr Herr nicht sei, solle sie nur wenig ihre kaiserlichen Gebiete genießen. Hierauf versammelte er ein großes Heer, drang in ihr Reich ein, verbrannte ihre Städte und Burgen, ermordete, verwüstete alles, vollbrachte unzählige Bosheiten und trug den Sieg davon. Die Kaiserin flüchtete in eine starke Festung, die in einer Burg lag. Da blieb sie lange.
[121]
Or retournons a
l’enfant mis ſus mer. Le tōnneau paſſa par moult de royaulmes ijuſq̄ues qu’il paruvint
pres d’ūng monaſtere de moynes/, ⁊et cela fut le ſixieſme ijour ⁊et ferie/. cCe meſme
ijour l’abbe ſ’en alla au riuvage de la mer ⁊et diſt aux peſcheurs q̓u’ilz pechaſſent/, ⁊et cōm me
ilz preparoiēnt les engins le tōnneau auvec les vundes de l’eaue paruvint a terre.
Lors diſt l’abbe qu’on regardaſt qu’il y auvoit/ dedāns. lLe tonneau fut ouuvert ⁊et fut
Lenfant gecte en mer fut peſche/ baptiſe ſus fōns ⁊et appelle gregoire.
veu le petit enfant, d’hōneſtes menuz habillemēns aorne/, qui ryoit a l’abbe/. lL’ab be
dolent de ce diſt : « O iJeſu cChriſt, que peult eſtre cecy ? » JIl le leuva luy meſmes auvec
ſes mains/, trouuva les tablettes cōmment il eſtoit entre la ſeur et le frere lubric̄nt queme
engēndre/, ⁊et qu’il n’eſtoit baptiſe/, parquoy cōngnoiſſant qu’il eſtoit de grānt
lieu et noble geniture/, le fiſt baptiſer/ et le miſt a nōm gGregoire/, puis bailla l’enfānt
a nourir a vung peſcheur luy baillant l’argēnt qu’il auvoit trouuve aux piedz du berceau.
12. (en marge à droite) -
Lenfant gecte en mer fut peſche/ baptiſe ſus fōns ⁊et appelle gregoire.
[121]Kehren wir aber zu dem aufs Meer ausgesetzten Knaben zurück. Das Fass schwamm durch viele Länder, bis es an einem Freitag in die Nähe eines Mönchklosters kam. Es war ein Feiertag. An demselben Tag ging der Abt ans Meeresufer und hieß die Fischer fischen. Als diese aber ihre Vorbereitungen machten, gelangte das Fass mit den Meereswellen an Land. Da verlangte der Abt, dass man zusehe, was darin sei. Das Fass wurde geöffnet, und da kam das kleine, in zierliche, kostbare Stoffe gehüllte Kind zum Vorschein und lächelte den Abt an. Dieser sprach betrübt: „O Jesus Christus, was mag das sein?“ Er hob das Kind mit seinen eigenen Händen herauf, fand die Tafel und las darin, dass der Knabe mit Unkeusch von einem Bruder und einer Schwester erzeugt und noch nicht getauft worden sei. Da er auch erkannte, dass der Knabe von hoher Herkunft und edlem Blut sei, ließ er ihn taufen und gab ihm den Namen Grégoire. Danach vertraute er ihn einem Fischer zum Aufziehen an und gab diesem das Geld, dass er vor der Wiege gefunden hatte.
[133]
L’enfant croiſſoit et eſtoit de tous ayme/. qQuānt il eut sept ans, l’abbe le miſt
aux eſtudes ⁊et tant prouffita que chaſcun l’aymoit de plus en plus/, et to᷒us autres
a l,eſtude des ſciences tranſcendoit
[133]Der Knabe wuchs heran und wurde von jedermann geliebt. Als er das Alter von sieben Jahren erreichte, schickte ihn der Abt in die Schule. Dort machte er solche Fortschritte, dass ihn alle immer mehr liebgewannen. Er übertraf alle anderen an Lernfähigkeit.
[135]
Le cas aduvint qu’ung ijour gGregoire ijouoit auvec
le filz du peſcheur, leq̄uel cuydoit eſtre ſon frere/. pPar cas d’auventure le filz du
peſcheur frappa d’une pelotte/, parquoy il ſ’en alla a ſa mere plaindre q̓ui le menaca
et luy diſt qu’il ne luy appartenoit point frapper ſon filz congneu et veu que on
ne scauvoit quel il eſtoit. « Las/, ma mere, » diſt gGregoire, « pourquoy me donnez vous
ceſt impropere/ ? ſSuis ije pas voſtre filz naturel/ ? – nNon, » diſt la femme du peſcheur/,
« ne ne scay qui eſt ton pere/. bien scay que tu fuz ſus mer en vung tonneau trouuve/,
et l’abbe me bailla ton corps a nourrir/. »
[135]Da begab es sich, dass Grégoire eines Tages mit dem Sohn des Fischers, den er für seinen Bruder hielt, spielte. Zufällig traf er den Sohn des Fischers mit einem Ball. Deshalb ging dieser zu seiner Mutter und klagte es ihr. Sie drohte Grégoire und sagte ihm, es komme ihm nicht zu, ihren eigenen Sohn zu verletzten, da man nicht wisse, wer er selbst sei. Grégoire antwortete: „Weh mir, Mutter, warum werft Ihr mir solches vor? Bin ich denn nicht Euer leiblicher Sohn?“ Die Frau des Fischers versetzte: „Nein, und ich weiß auch nicht, wer Dein Vater sei. Eins aber weiß ich genau, dass Du auf dem Meer in einem Fass gefunden wurdest und dass der Abt Dich mir zum Aufziehen übergab.“
[142]
lL’enfant gGregoire ce voyant ſ’en alla a
l’abbe ⁊et luy diſt/ : « pPere ſainct, lōng tēmps ay auvec vo̔us eſte croyānt eſtre filz du peſcheur
[folio 55v]
leq̄uel ije ne ſuis pas/. ⁊Et pourtant mes parents ije ne cōngnois/. ſS’il vous plaiſt, pouruvoyez
moy a l’eſtat de cheuvalerie/, car plus en ces lieux ne tiēndray.. » Lors diſt
l’abbe : « Mōn enfant, ne me laiſſe pas/ ! tTu es ceāns bien ayme/, tellemēnt qu’apres ma
mort mes moynes ⁊et religieux te ferōnt de l’abbaye preſent ⁊et ſeras abbe eſleu/. – ſSire, »
Lenfānt gregoire faict chevalier po̔ur ſes bonnes meurs ⁊et proueſſes qui eſtoient en luy.
diſt gGregoire, « ijamais ije ne ceſſeray ijuſques q̄ue mes parēns ije trouuveray. » L’abbe ce
voyānt luy mōnſtra le treſor et tablettes eſcriptes/ en ſon berceau trouuvees et luy
fiſt lire/. qQuānt l’enfānt gGregoire ſceut qu’il eſtoit engendre entre la ſeur ⁊et le frere, cōmme
tranſy tōmba a terre diſant : « Helas ! ſSont ce les tiltres leſq̄uelz ij’ay par ma generacion
acquis/ ? iJe m’en yray a la terre ſaincte cōmbatre pour le peche de mes parēns/ et
la en penitēnce fineray ma vie/. pPourtant, ſeigneur, faictes moy cheuvalier ! » ce diſt a
l’abbe. Ll’abbe le fiſt cheuvalier/ ⁊et quānt il ſ’en alla du monaſtere chaſcūn mena grant
dueil/.
13. (en marge à gauche) -
Lenfānt gregoire faict chevalier po̔ur ſes bonnes meurs ⁊et proueſſes qui eſtoient en luy.
[142]Als der junge Grégoire dies erfahren hatte, ging er zum Abt und sprach zu ihm: „Heiliger Vater, lange bin ich bei Euch gewesen und glaubte, ich sei der Sohn des Fischers, und doch bin ich es nicht. Deshalb kenne ich meine Eltern nicht. Wenn es Euch gefällt, rüstet mich zum Rittertum aus, denn an diesem Ort will ich nicht länger bleiben.“ Der Abt aber erwiderte: „Mein Kind, verlasse mich nicht! Du bist in diesem Hause so beliebt, dass alle meine Mönche und Kleriker Dir nach meinem Tod die Abtei schenken und Dich zum Abt wählen werden.“ Grégoire entgegnete: „Herr, ich will nie mehr Ruhe haben, bis ich zu meinen Eltern gekommen bin.“ Als der Abt das gehört hatte, zeigte er ihm den Schatz und die beschriftete Tafel, die er in seiner Wiege gefunden hatte, und ließ ihn sie lesen. Als der junge Grégoire las, dass er von einer Schwester mit deren Bruder erzeugt sei, fiel er wie erstarrt zur Erde nieder und sprach: „O Weh! Sind das die Titel, die ich durch meine Geburt erworben habe? Ich will zum Heiligen Land reisen, um für die Sünden meiner Eltern streiten, und dort in Buße mein Leben beschließen. Herr, ich bitte Dich deshalb, mich zum Ritter zu machen!“ sagte er zum Abt. Dieser machte ihn zum Ritter, und als er das Kloster verließ, erhob sich eine große Trauer.
[155]
lL’enfānt mōnta ſus mer ⁊et ſe fiſt mener pꝑar les nautōnniers pour paſſer en la terre
ſaincte/. cōmme ilz nageoiēnt pꝑar l’oppoſition du vēnt, furent menez en la cite ou ſe tenoit
la mere ſans q̄ue les nautōnniers cōngneuſſent le lieu/. qQuānt l’enfant fut en cel le
cite, vung bourgeois luy acourut ⁊et luy diſt : « Seigneur, ou tēndez vo᷒us ? » Lors diſt
le cheuvalier gGregoire q̓u'il queroit logis, parquoy le citoien le mena en ſa maiſon,
luy ⁊et toute la famille le traictant hōnneſtement/. cCōmme ilz eſtoient a table, le cheuvalier
gGregoire diſt a ſon hoſte q̓u'il luy diſt le nōm de celle cite/ et q̓ui en eſtoit ſeigneur/. lLe
citoien diſt/ : « ſSeigneur, no᷒us auviōns vung empereur q̓ui eſt mort en la terre ſaincte/, leq̄uel
n’a laiſſe heritier fors ſa propre ſeur/. » pPuis luy diſt cōmment le duc de Bourgongne
Lēnfant gregoire pour la guerre de ſa mere cōmbat et occit le duc de B̔ourgongne.
la moleſtoit ⁊et occupoit ſon royaulme. Lors diſt gGregoire/ : « pPourrois ije biēn te dire
mōn ſecret/ ? – oOuy, » diſt l’hoſte, « ſeuremēnt ⁊et a fidelite.. » Gregoire diſt : « iJe ſuis cheuvalier. ſS’il
te plaiſt, va demain pꝑarler au chaſtellain ou ſeneſchal et luy dis q̄ue ſ’il me veult bailler
ſalaire pour le party de la dame l’eſpace d’ung an, q̄ue ije ſeray preſt de ſoubſtenir
les labeurs ⁊et conflictz belliqueux/. »
14. (en marge à gauche) -
Lēnfant gregoire pour la guerre de ſa mere cōmbat et occit le duc de B̔ourgongne.
[155]Der Jüngling begab sich aufs Meer und wurde mit Seeleuten mitgenommen, um ins Heilige Land zu fahren. Da sie aber gegen den Wind fuhren, wurden sie zu der Stadt getrieben, wo sich seine Mutter aufhielt. Die Schiffer aber kannten den Ort nicht. Als der Jüngling in der Stadt angekommen war, kam ihm ein Bürger entgegen und sprach zu ihm: „Herr, wo wollt Ihr hin?“ Der Ritter Grégoire antwortete, er suche eine Herberge. Der Bürger führte ihn in sein Haus, und seine ganze Familie bewirtete ihn köstlich. Wie sie noch am Tisch saßen, bat der Ritter Grégoire seinen Wirt, ihm den Namen der Stadt zu sagen und zu erklären, wer deren Herr sei. Der Bürger antwortete: „Herr, wir hatten einen Kaiser, der im Heiligen Land starb und keinen anderen Erben hinterließ als seine Schwester.“ Dann erklärte er, wie der Herzog von Burgund ihr zugesetzt und ihr Reich besetzt habe. Grégoire fragte: „Darf ich Dir mein Geheimnis sicher kundtun?“ Der Wirt entgegnete: „Ja, ohne Gefahr und mit Vertrauen.“ Grégoire sagte: „Ich bin ein Ritter, sei so gut und rede morgen mit dem Burgherrn oder Truchsess, und sage ihm, wenn er mir Besoldung gebe, sei ich bereit, ein Jahr für das Recht seiner Gebieterin die Mühen des Kriegsdiensts auf mich zu nehmen.“
[168]
cCe citoien fiſt des le lendemain le meſſage de
gGregoire q̄ue le ſeneſchal fiſt venir au chaſteau ⁊et le preſēnta a la dame/. lLa dame qui
eſtoit ſa mere le regarda intēntiuvement/, mais qu’il fuſt ſon filz, cela ignoroit. eElle
croyoit qu’il fuſt des long tēmps noye en la mer/. lLe ſeneſchal de ſon aduvenement
ijoyeulx fiſt auvec luy cōnuvention/, ⁊et des le lendemain entra gGregoire en bataille cōntre
le duc qui auvoit grānt oſt/. tTouteſfois le ijeune cheuvalier gGregoire penetra tous
les gens d’armes ijuſques qu’il fuſt au duc/, leq̄uel il occiſt en ce lieu, luy trencha la
teſte/, puis print la victoire/, tellemēnt que chaſcun le collaudoit fort pour la vaillance/.
dDes auvant que l’an fuſt acomply, il reſtaura le royaulme de ſa mere que il
ignoroit/ et oſta des mains de ſes ennemys.
[168]Der Bürger überbrachte am nächsten Tag die Botschaft von Grégoire, den der Truchsess auf die Burg berief und der Herrin vorstellte. Die Herrin, die seine Mutter war, beobachtete ihn genau, aber ohne zu wissen, dass er ihr Sohn sei. Sie dachte, er sei schon vor langem im Meer ertrunken. Der Truchsess freute sich über Grégoires Ankunft und ging mit ihm einen Vertrag ein. Schon am folgenden Tage nahm Grégoire den Kampf mit dem Herzog auf, der ein großes Heer besaß. Der junge Ritter Grégoire bahnte sich trotzdem durch alle Waffenträger einen Weg, bis er auf den Herzog stieß. Er tötete ihn an demselben Ort, indem er ihm das Haupt abschlug, und gewann einen so großen Sieg, dass jeder ihn für seine Tapferkeit lobte. Noch ehe das Jahr vergangen war, hatte er, ohne zu wissen, dass sie seine Mutter war, ihr Land wiederhergestellt und aus den Händen ihrer Feinde zurückerobert.
[177]
Puis vint au ſeneſchal et luy diſt/ :
« tTreſ chier ſeigneur, vous auvez veu mon seruvice. tTēmps eſt de moy en aller en autre
royaulme/. pPayez moy, ſ’il vous plaiſt ! » Le ſeneſchal luy diſt q̄ue c’eſtoit raiſon. Le dit
ſeneſchal fut parler a l’emperiere ſa dame luy diſant/ : « mMa dame, vous ſcauvez que
vune fēmme ſeulle n’eſt pas pour vung royaulme regir et deffendre des ennemys/.
vVo᷒us eſtes aſſez riche. pPourtānt ije ne vo᷒us cōnſeille pas q̄ue prenez ſeign̄eur pour richeſſe.
bBien m’eſt aduvis ſoubz correptiōn q̄ue vo᷒us ne ſcauriez po̔ur pl᷒us d’hōnneur et proufit ſeigneur
[folio 56r]
eſlire plus vertueux q̄ue voſtre nouuvel cheuvalier gGregoire. » L’ēmperiere touſijours
reſpōndoit qu’elle ne ſe mariroit ijamais/. tTouteſfois a la longue perſuaſiōn
du ſeneſchal elle cōnſtitua ijour de deliberation pour en reſpōndre/. qQuānt le ijour fut
venu de la reſponce rendre, deuvānt tous elle diſt que puis que gGregoire l’auvoit en
ſon royaulme ſi bien deffendue qu’elle eſtoit contēnte de l’auvoir en mariage pour
le prouffit de ſon peuple/. tTous les ſeigneurs furent ijoyeux. Le ijour des nopces
fut ordonne et en grande feſtiuvite et ijoye furent celebree. Les Ddeux ſ’entreaȳnt moie
moult/. cC’eſtoit le filz et la mere/, quoy plus/, c’eſt le mary et l’eſpouſe.
[177]Hierauf begab er sich zum Truchsess und sprach: „Mein hochgeschätzter Herr, Ihr habt meinen Dienst gesehen. Es ist Zeit für mich, in ein anderes Land zu ziehen. Gebt mir bitte meinen Sold.“ Der Truchsess antwortete ihm, dies sei berechtigt. Er ging zur Kaiserin, seiner Herrin, und sprach: „Herrin, Ihr wisst, dass eine unverheiratete Frau nicht geeignet ist, ein Land zu regieren und gegen die Feinde zu verteidigen. Ihr habt Reichtümer im Überfluss. Deshalb rate ich Euch nicht einen Mann für seine Schätze zu nehmen. Ich kann irren, bin aber der Meinung, dass Ihr keinen vorzüglicheren, ehrenhafteren und vorteilhafteren Herrn wählen können als Euren neuen Ritter Grégoire.“ Die Kaiserin pflegte stets zu antworten, sie werde nie heiraten, aber nachdem der Truchsess lange auf sie eingeredet hatte, machte sie sich einen Tag Bedenkzeit für eine Antwort aus. Als der Tag für die Antwort kam, sprach sie zu allen, die es hörten, weil Grégoire ihr Land so tapfer verteidigt habe, sei sie froh, ihn zum Wohl ihres Volks zu ehelichen. Alle Herren freuten sich sehr. Es wurde ein Tag für die Hochzeit bestimmt, und die Vermählung wurde mit großem Fest und Jubel gefeiert. Beide liebten einander sehr. Es war der Sohn und seine Mutter, ja vielmehr der Ehemann und seine Ehefrau.
[191]
Le cas
L’ēnfant Gregoire eſpouſa ſa mere pꝑar inadvertance.
aduvint que gGregoire lors empereur alla quelque ijour a la chaſſe. Lors diſt l’une
des demoiſelles a la dame : « Ma dame, mais auvez vous point offence noſtre ſeigneur
l’empereur/ ? – nNon, » diſt l’emperiere. « Mais pourquoy le demāndes tu ? Je croy
que au monde ne ſont deux perſonnaiges qui tant ſe ſcauvent aymer que l’empe reur
et moy. Pourquoy proferez vous telles parolles ? » Alors commenca a reſpondre
la demoiſelle : « Le roy, quant on met la nappe, ijoyeuſement en celle cham bre
priuvee pour tout certain entre/, mais quant il en ſort il gecte gros ſouſpirs
et lamentations/, puis ſa face lauve/, mais ije ne scay la cauſe/. » qQuānt la dame ce congneut,
elle entra en la chambre du roy/ et regarda de pertuis en pertuis tānt qu’el le
trouuva les tablettes qu’elle auvoit miſes au berceau Dde ſon filz quant elle le
miſt ſus l’eaue/. eElle leut l’eſcripture/, puis penſa en ſon cueur ⁊et diſoit que ijamais
homme ne fuſt venu a auvoir ces lettres ſ’il n’eſtoit ſon filz. Elle commēnca lors
a plorer et cryer ſi douloureuſement que c’eſtoit vune meruveilleuſe pitie : « Or ſuis
ije bien, » diſoit la pouvre dame, « de Ddieu mauldicte/ ! qQue ne fut eſtaincte ma mere le
ijour de ſa cōnception ! » Les cheuvaliers et dames de l’ēmperiere coururēnt aux cōmplainctes
de leur maiſtreſſe/, leſq̄uelz la trouuverent en terre tōmbee/. fFinablement ouuvrit
la triſte bouche diſant : « Seign̄eurs, ſi vous auvez en amour ma vie, querez hastiuvement
Les regretz et lamentatiōns de l’ēmperiere quant elle cōngneut avoir prins a eſpoux ſōn enfant.
mon ſeigneur et pour cauſe ! »
15. (en marge à droite) -
L’ēnfant Gregoire eſpouſa ſa mere pꝑar inadvertance.
16. (en marge à droite) -
Les regretz et lamentatiōns de l’ēmperiere quant elle cōngneut avoir prins a eſpoux ſōn enfant.
[192]Nun begab es sich eines Tages, dass Grégoire, der nun Kaiser war, auf die Jagd ging. Da sprach eine der Mägde zu ihrer Gebieterin: „Herrin, habt Ihr denn unsern Herrn, den Kaiser, beleidigt?“ Die Herrin entgegnete: „In nichts! Aber warum fragst Du das? Ich meine, in der Welt gebe es nicht zwei Personen, die sich gegenseitig so liebhaben wie mein Herr und ich. Was hat Euch zu diesen Worten veranlasst?“ Da begann die Magd zu antworten: „Wenn der Tisch gedeckt wird, geht der König in Wahrheit ganz froh in sein Privatzimmer, wenn er aber wieder herauskommt, stößt er Seufzer und Wehklagen aus und wäscht sich nachher das Gesicht, ich weiß aber nicht warum.“ Als das die Fürstin gehört hatte, ging sie in das Gemach des Königs, sah in jedes Fach, bis sie endlich die Tafel entdeckte, die sie in die Wiege ihres Sohns gelegt hatte, als sie ihn dem Wasser anvertraute. Sie las den Text und dachte dann bei sich, nie wäre ein Mann zu dieser Tafel gekommen, wenn er nicht ihr Sohn wäre. Hierauf begann sie schmerzhaft zu weinen und zu schreien, es sei eine sonderbare, bemitleidenswerte Not. Die arme Herrin sprach: „Ich bin jetzt durchaus von Gott verdammt! Wäre doch meine Mutter am Tage ihrer Empfängnis gestorben!“ Da die Ritter und Damen der Herrin nun dieses Geschrei hörten, eilten sie zu ihrer Gebieterin und fanden sie am Boden liegen. Schließlich öffnete sie ihren traurigen Mund und sprach: „Herren, wenn Ihr mein Leben liebhabt, holt dann eilig und mit gutem Grund meinen Herrn!“
[209]
Soubdainemēnt les cheuvaliers mōnterēnt a cheuval
⁊et coururēnt vers l’empereur diſant : « Sire, l’ēmperiere giſt ⁊et eſt en peril de mort. »
L’ēmpereur courut en la chāmbre la ou eſtoit la dame ſa mere/, laq̄uelle quānt elle le vit
ſ’eſcrya ⁊et diſt : « Sire, faictes chaſcūn de ceāns ſaillir et q̄ue perſonne ne m’eſcoute pꝑarler/ ! »
qQuānt chaſcūn fut ſailly, l’ēmperiere diſt : « O mōn ſeul ſeign̄eur, ije te prie, dy moy de quel lignage
tu es ! » L’ēmpereur diſt : « Dame, c,eſt vune q̄ueſtion bien admirable/ ! iJe ſuis ſans
doubter de terre bien loingtaine. » Lea royne diſt : « Je ijure mōn dieu, ſi la verite ne me
dictes, tout en preſent me verrez rēndre l’eſprit/ ! » adonc diſt l’ēmpereur : « J’eſtois pouvre
quānt ije vins ceāns ⁊et n’auvois q̄ue mes armes, deſq̄uelles ij’ay ce royaulme deliuvre/. – dDis
moy, » diſt l’ēmperierie, « de q̓uelle terre tu es/ ! » qQ̓ui ſont tes parēns/ ? ſSi tu ne me le dis, ijamais
ne māngeray ! » Lors l’empereur cōmmēnca a dire verite ⁊et diſt toute la maniere cōmmēnt
l’abbe le trouuva au tōnneau/. pPuis la dame luy mōnſtra les tablettes/, et quānt il les
cōngneut, il cheut cōmme mort a terre/. pPuis diſt la royne ſe lamēntant : « O mōn doulx
enfānt, tu es mōn propre filz vunicq̄ue/, tu es mon mary ⁊et mon ſeigneur/ ⁊et ſi es filz de
mon frere/ ! cCelle ije ſuis qui te mys au berceau/. hHelas ! eEt que feray ije/ ? cCombien de
[folio 56v]
maulx ſont par moy perpetrez/ ! mMon propre frere ij’ay congneu charnellement/, ⁊et
la fuz engendre/ ! pPleuſt a dieu que ije fuſſe perie ſans que oeil me peuſt veoir ! qQue
ij’euſſe lors eſte comme ſi ije n’euſſe eſte tranſlatee du ventre maternel au
tōmbeau de la mort ! » Elle ſe frapa adōncq̓ues la teſte cōntre le mur ⁊et diſt : « O mon dieu,
voicy mon enfant ⁊et mon mary ⁊et le filz de mon frere ! » Lors diſt gGregoire : « Je cuy dois
auvoir euvade le peril et ije ſuis au fillet du dyable tōmbe ! Laiſſe moy, ma dame,
que ije plore ma miſere/ ! mMauldit soye tu, homme mauldit/ ! vVoicy ma fēmme/, voicy
ma mere/, voicy ma tānt aymee/ ! qQ̄ue feray ije/ ? lLas, le dyable m’a ainſi conclu/ ! » qQuānt l’ēm periere
veit les doleurs de l’ēnfant, elle luy diſt : « O mōn enfant, pour noz pechez ije
veulx tout le tēmps de ma vie courir pꝑar le mōnde cōmme pelerine/, mais toy tu gouuverneras
le royaulme/. – nNōn, » diſt le filz/, « il ne ſe fera pas ainſi/, mais tu demourras au
royaulme ce pēndant que ije meſureray la terre du labeur de mes pas en pelerinant
Piteux regretz de l’enfant Gregoire a ſa mere et eſpouſe.
pour la remiſſion de noz pechez/, car ijamais ne ceſſeray d’aller ijuſq̄ues a tant que ije
cōngnoiſſe ſi noz vices no᷒us ſerōnt pardōnnez ! »
17. (en marge à gauche) -
Piteux regretz de l’enfant Gregoire a ſa mere et eſpouſe.
[209]Die Ritter sprangen sofort auf ihre Rosse, jagten zum Herrscher und sprachen: „Herr, die Kaiserin liegt in tödlicher Not darnieder!“ Der Herr eilte in das Gemach, wo die Herrin, seine Mutter, lag. Als sie ihn erblickte, stieß sie einen Schrei aus und sprach: „Herr, lasst alle hinausgehen, damit niemand mich hört!“ Als alle hinaus waren, sprach die Königin: „Mein einziger Herr, ich bitte Dich, mir zu sagen, von welcher Herkunft Du bist!“ Der Herr versetzte: „Herrin, das ist eine sonderbare Frage. Ich stamme mit Gewissheit aus einem fernen Land.“ Die Königin entgegnete: „Ich schwöre Dir bei Gott, wenn Du mir die Wahrheit nicht sagst, wirst Du mich gleich den Geist aufgeben sehen!“ Dann sprach der König: „Ich war arm, als ich hierherkam, und besaß nichts anderes als meine Waffen, mit welchen ich dieses Land befreit habe.“ Jene aber sprach: „Sage mir, aus welchem Land Du stammst und wer Deine Eltern sind. Wenn Du es mir nicht sagst, will ich nie wieder Speise zu mir nehmen.“ Der König begann die Wahrheit zu sagen und erzählte, wie der Abt ihn im Fass gefunden habe. Da zeigte ihm die Fürstin die Tafel, und als er diese erblickt hatte, fiel er wie tot zur Erde nieder. Die Königin aber klagte und sprach: „O mein süßes Kind! Du bist mein einziger Sohn, Du bist mein Ehemann und mein Herr, Du bist auch der Sohn meines Bruders. Ich bin es, die ich Dich in die Wiege gelegt habe. Weh mir, was soll ich tun? Wieviel Böses ich verübt habe! Ich habe meinen eigenen Bruder leiblich gekannt und Dich dabei erzeugt. Wäre ich doch mit Gottes Gnade verzehrt worden, dass mich kein Auge sähe! Wäre ich doch gleich vom Leib meiner Mutter zum Grab getragen morden!“ Damit rannte sie mit dem Kopf gegen die Mauer und sprach: „O mein Gott, siehe mein Kind, meinen Gatten und den Sohn meines Bruders!“ Darauf sprach Grégoire: „Ich glaubte schon der Gefahr entronnen zu sein und bin so in des Teufels Netz gefallen. Lass mich, Herrin, mein Elend beklagen. Sei verflucht, verfluchter Mann! Hier ist meine Gattin, hier ist meine Mutter, hier ist meine Geliebte. Was soll ich tun? Ach, der Teufel hat mich so umgarnt!“ Als die Kaiserin die Schmerzen ihres Kindes sah, sprach sie: „O mein Kind, ich will für unsere Sünden mein ganzes Leben als Pilgerin durch die Welt gehen. Du aber sollst das Land verwalten.“ Der Sohn aber entgegnete: „So soll es nicht sein, vielmehr sollst Du im Land verbleiben, während ich aber als Pilger mit meinen mühsamen Schritten die Erde durchwandern werde, um die Vergebung unserer Sünden zu erlangen, denn nie werde ich Halt machen, bis ich erkannt habe, dass Gott uns unsere Sünden verziehen hat.“
[237]
De nuyt ſe leuva gGregoire/, rōmpit ſa lānce,
ſe veſtit d’habillemēns de pelerin/, diſt a dieu a ſa mere/, voire le plus piteux q̓ui fut
oncq̄ues ouy/, ⁊et ſe miſt a chemin/ et fut nudz piedz pꝑar la voye ijuſq̄ues q̓u'il fuſt hors du
royaulme. Puis vint de plaine nuyt a la maiſon du peſcheur ou il demānda l’aulmoſne/.
qQuānt le peſcheur le veit ſi beau, il luy diſt q̓u'il appararoiſſoit aſſez q̓u'il n’eſtoit
pas pelerin. Lors diſt gGregoire/ : « nNonobstānt q̄ue pelerin ne ſoye/, touteſfois pour ceſte
nuyt ije demānde logis. » La fēmme du peſcheur en eut pitie/ et pria ſon mary q̓u'il le
laiſſaſt entrer/. qQuānt il fut entre, il fiſt ſon lict derriere la porte/. lLe peſcheur luy dōnna
des poiſſons et de l’eaue/ et luy diſt entre les autres choſes/ : « tToy pelerin, ſi tu
voulois ſainctemēnt viuvre, les lieux ſollitaires tu deuſſes querir. » Diſt gGregoire : «
cCela ferois de bon cueur/, mais ije ne cōngnois pas les deſers ⁊et les places secretes. »
Lors luy diſt le peſcheur qu’il le meneroit le lendemain en vung bon lieu.. «
Grānt mercys ! » diſt gGregoire/.
[237]In der Nacht stand Grégoire auf, zerbrach seine Lanze, zog Pilgerkleider an, nahm von seiner Mutter den erbärmlichsten Abschied, den man je gehört hatte, machte sich mit bloßen Füßen auf den Weg und verließ das Land. Nun kam er in dunkler Nacht zum Haus eines Fischers und bat ihn um ein Almosen. Als der Fischer aber seine Schönheit sah, sagte er, er sehe keineswegs wie ein Pilger aus. Da sprach Grégoire: „Wenn ich auch kein Pilger bin, so bitte ich Dich doch für diese Nacht um Aufnahme. Die Fischersfrau bekam Mitleid und bat ihren Mann, ihn doch hereinzulassen. Sobald er aber in das Haus getreten war, richtete er ein Lager hinter der Tür zu. Der Fischer gab ihm Fische und Wasser und sagte unter anderen dies zu ihm: „Du Pilger, wenn Du ein heiliges Leben hättest führen wollen, hättest Du die Einsamkeit aufsuchen sollen.“ Grégoire entgegnete: „Ich würde das sehr gerne tun, aber kenne weder Wüsten noch entlegene Orte.“ Der Fischer antwortete ihm, er werde ihn am folgenden Tag zu einem guten Ort bringen. Grégoire sagte: „Vielen Dank!“
[249]
lLe lendemain le peſcheur l’appella ⁊et le fiſt haſter
q̓u'il oublia ſes tablettes derriere l’huys/. lLe peſcheur entra auvec le pelerin en la mer
par l’eſpace de ſeize miliaires ijuſq̓ues q̓u'ilz arriuverēnt a vune roche/. gGregoire ſouffrit
Gregoire faiſant dure ⁊et auſtere penitence.
auvoir en ſes piedz des fers fermānt a clef/, leſquelz il miſt en ſes piedz/, ⁊et cela fait
le peſche̔ur gecta la clef des fers en la mer/, puis ſ’en retourna en ſa maiſon.
18. (en marge à gauche) -
Gregoire faiſant dure ⁊et auſtere penitence.
[249]Am nächsten Tag rief ihn der Fischer und veranlasste eine derartige Eile, dass Grégoire seine Tafel hinter der Tür vergaß. Der Fischer ging mit dem Pilger auf die See und fuhr darin sechzehn Meilen weit, bis er an einen Felsen kam. Hier duldete Grégoire, dass ihm der Fischer Fesseln, die mit einem Schlüssel geschlossen wurden, anlegte. Hierauf schleuderte der Fischer den Schlüssel der Fesseln ins Meer und kehrte in sein Haus zurück.
[253]
Gregoire
demoura pꝑar l’eſpace de dixsept ans en penitence. Le cas fut que le pape mourut.
Puis vint vune voix du ciel q̓ui diſt : « Querez l’hōmme de dieu pour eſtre consti tue
pape recteur/, et q̓ui ait nōm gGregoire. » Les electeurs furēnt fort ijoyeux/ ⁊et enuvoye rent
pꝑar les diuverſes parties du mōnde pour trouuver gGregoire. Dedāns la maiſon
du peſcheur arriuverent/, auq̄uel ilz dirent q̓u'ilz eſtoient fort trauvaillez a auvoir quis
vung ſainct hōmme/, mais ilz ne le pouuvoient trouuver. Le peſcheur ſe recorda du pe lerin
q̓u'il auvoit en ſa maiſon couche/ ⁊et qui auvoit nōm gGregoire/, leur diſant q̓u'il l’auvoit
laiſſe en vune roche ſus la mer il y auvoit dixsept ans/. « mMais ije croy, » diſt il, « qu’il eſt
mort. »
[253]Grégoire aber blieb siebzehn Jahre lang in der Buße. Nun begab es sich, dass der Papst starb. Da kam eine Stimme vom Himmel herab und sprach: „Sucht den Mann Gottes namens Grégoire, um ihn als meinen Stellvertreter einzusetzen!“ Als die Kardinäle das hörten, freuten sie sich sehr und schickten Boten durch alle Teile der Welt, um Grégoire aufzusuchen. Diese kehrten im Haus jenes Fischers ein und erzählten ihm, sie seien erschöpft, weil sie einen heiligen Mann gesucht hätten, ohne ihn auffinden zu können. Der Fischer erinnerte sich an den Pilger, den er in seinem Haus beherbergt hatte und der Grégoire hieß. Er sagte ihnen, er habe ihn siebzehn Jahre früher auf einem Felsen im Meer hinterlassen, und fügte hinzu: „Aber ich denke, er ist schon verstorben.“
[262]
Le cas aduvint q̓u'il print ce ijour vung poiſſon/, ⁊et auvoit le dit poiſſon la clef des
fers de gGregoire dedāns le ventre. Lors diſt a ceulx q̓ui queroient gGregoire qu’il eſperoit
[folio 57r]
Gregoire pꝑar volunte divine eſleu a pape de Rōmme.
qu’ilz auroiēnt bōnnes nouuvelles/. « vVoicy les clefz que ij’auvois en la mer gettees. »
19. (en marge à droite) -
Gregoire pꝑar volunte divine eſleu a pape de Rōmme.
[262]Nun begab es sich, dass er an diesem Tag einen Fisch gefangen hatte, und dieser Fisch hatte den Schlüssel zu Grégoires Fesseln in seinem Bauch. Da sprach er zu denjenigen, die Grégoire suchten, er dachte, sie würden gute Nachrichten erhalten: „Hier ist der Schlüssel, den ich ins Meer warf!“
[265]
Les meſſagiers furēnt ijoyeux et prierēnt le peſcheur q̓u'il les menaſt a la roche,
ce q̓u'il fiſt des le lendemain ou ilz trouuverent gGregoire luy diſant : « Hōmme de dieu,
deſcendz et viens auvec nous/, car tu es de dieu eſleu pour noſtre paſteur.. » Lors
diſt gGregoire/ : « cCe qui a dieu plaiſt ſoit faict. ! »
[265]Die Boten freuten sie sich sehr und baten den Fischer, sie zum Felsen zu bringen. Das tat er am folgenden Tag. Als sie Grégoire fanden, sagten sie: „Mann Gottes, steige zu uns herab, denn Du bist von Gott zu unserem Hirten erwählt worden.“ Grégoire aber sprach: „Wenn das Gott gefällt, so geschehe sein Wille!“
[268]
JIl ſaillit hors de la roche/, puis deuvānt
qu’entrer en la cite les cāmpanes d’elle meſme ſonnerēnt. Lors le peuple loua dieu.
Fut ordōnne et cōnſtitue pape par le vouloir de dieu/. qQuant il fut en l’eſtat de la papaulte,
ſi louablement ſe gouuverna que pluſieurs de diuverses parties venoient
a rRomme pour auvoir ſon conseil et ayde/.
[268]Damit stieg er vom Felsen herab. Ehe er aber in die Stadt hineinkam, läuteten die Glocken von sich selbst. Da lobte das Volk Gott. Grégoire wurde mit Gottes Willen zum Papst erhoben und eingesetzt. Als er das päpstliche Amt übernommen hatte, benahm er sich so löblich, dass viele von verschiedenen Gegenden nach Rom kamen, um Rat und Hilfe von ihm zu erhalten.
[272]
ſSa mere l’emperiere congnoiſſant la re nommee
L’emperiere mere, fēmme de Gregoire ſe cōnfeſſe de ſes pechez aud̓pres deGregoire pape.
⁊et ſainctete de gGregoire fut a rRōmme pour ſe confeſſer/. lLa dame ſe confeſſa
a luy et ne ſe congneurent point l’ung l’autre ijuſques a ce qu’elle fuſt confeſſee.
Le pape congneut par ſa cōnfeſſion que c’eſtoit ſa mere/, parquoy il parla a elle diſant : «
O ma treſ doulce mere non ſeullement/, mais mon eſpouſe ! lLe dyable pen ſoit
en enfer nous conduyre/, mais nous ſommes par la dieu grace de ſes lyēns
eſchappez. » Elle ce voyant cheut a ſes piedz et de ijoye qu’el eut adonc plora la da me.
Le pape la leuva de terre/, puis fiſt baſtir vung monaſtere lors en ſon nom/ ⁊et
de ce lieu la fiſt abeſſe. Puis finablement tous deux rendirent a dieu toutes pures
leurs ames.
20. (en marge à droite) -
L’emperiere mere, fēmme de Gregoire ſe cōnfeſſe de ſes pechez aud̓pres deGregoire pape.
[272]Als Grégoires Mutter, die Kaiserin, von seinem Ruf und seiner Heiligkeit hörte, begab sie sich der Beichte wegen nach Rom. Sie legte ihre Beichte bei ihm ab, und sie erkannten einander nicht, bis sie gebeichtet hatte. Der Papst erkannte durch ihre Beichte, dass sie seine Mutter war. Deshalb sprach er zu ihr: „O meine süßeste Mutter, aber auch meine Ehefrau, der Teufel dachte uns zur Hölle zu führen, allein durch die Gnade Gottes sind wir seinen Banden entgangen.“ Bei diesen Worten fiel sie vor seinen Füßen nieder und weinte vor Freude. Der Papst aber hob sie vom Boden auf, ließ in ihrem Namen ein Kloster bauen und machte sie dort zur Äbtissin. Zum Schluss gaben sie beide dem Herrn ihre Seelen völlig bereinigt zurück.
[282]
Moraliſation ſus le propos.
CEſt empereur eſt noſtre ſeigneur iJeſu cCriſt q̓ui a sa ſeur l’ame fort aymee
quant a ce qu’elle eſt en la chair conijoincte/. lLa chair proprement eſt dicte
la ſeur/. aAu cōmmencement la chair a en honneur l’ame quant elle ne faict
contre ſa volunte choſe qui a dieu deſplaiſe. Ces deux, le corps charnel
et l’ame, meruveilleuſement ſ’entreaymoiēnt et aymēnt ſi fort qu’ilz repoſent en vune
meſme chambre de volunte/, de penſee/, mangeant en vune meſme table/, c’eſt a di re
diſpoſition des quant le bapteſme receurent et renuncerent aux pompes du
dyable/, mais ſouuvent par l’inſtigation du dyable le corps violle ſa ſeur l’ame pꝑar
peche et par vice/, tellement qu’elle cōncoit vung enfant/. cCeſt enfant eſt tout le gen re
des humains du premier homme procede. Puis par le conſeil du cheuvalier le
ſainct eſperit a eſte mis en la mer des miſeres de ce monde la ou il fut par long temps
vaguant. L’ame ſeulle demoura/, parquoy le duc de dāmpnation, le dyable,
la perſecuta ijuſques q̄ue le filz de dieu vint en terre deliuvrer non ſeullemēnt ſa me re/,
mais tout le genre des humains/, ⁊et reſtaura toute la terre de paradis perdue.
Puis apres il eſpousa ſa mere l’egliſe/, par laq̄uelle les tablettes eſtoiēnt eſcriptes
qui ſont les dix commandemēns de la loy/, leſq̄uelz nous deuvōns tous ijours regar der
en cōnſiderānt qu’elles furēnt faictes po̔ur noſtre peche. ¶ : « Lex propter trānſgreſ ſores
poſita eſt.. » Cela no᷒us doit dōnner de plorer. qQui nous a tirez du tonneau ?
lL’abbe Dieu le createur par ſon enfant/ et nous baille puis apres au peſ cheur
a nourrir/, c’eſt au bon prelat qui nous doit nourrir de bōnnes opperations
et promouuvoir a la cheuvalerie de iJeſu cChriſt. ¶ : « Cūm ſoct̄ancto ſanct᷒us eris.. » Puis fault
[folio 57v]
par la nauvire de l’egliſe paſſer c’eſt ſelōn le vouloir de dieu cheminer/ et/ virillemēnt
cōmbatre contre le dyable/, ſi qu’en fin a grāndes richeſſes paruviendrōns qui ſont les
vertus q̓ui l’ame font riche. Le citoien q̓ui no᷒us maine vers le ſeneſchal eſt le bon ange.
Pareillement le prelat qui nous conduit au confeſſeur par lequel on eſt cōnduit
a la voye de ſalut/ pource que on combat pour l’ame royne Dde l’empire perdue/,
mais il aduvint ſouuvent que l,hōmme peche de rechief quant il va aux vanitez du
monde chaſſer. Lors l’ame ſe recorde de ſa trānſgreſſion/ pource qu’elle voit les
tablettes eſcriptes pour noz offences/. pourtānt les cheuvaliers qui ſont les ſens
ſont tenus de reuvocquer l’hōmme du ijeu mondain. Lors quānt l’hōme voit l’ame
pour ſon peche tōmbee/, ſonbdainementſoubdainement il ſe doit contre terre par humilite gecter/,
doit deſpouiller les veſtemēns de peche/, rompre la lance de malle vie par cōnfeſſion
et en pelerinānt en bonnes vertus aller ijuſques qu’il ſoit a la maiſon du peſcheur
venu/, c’eſt au prelat qui le conſeillera/, ſſ’enfermera en la roche de penitence ijuſq̄ues
a ce que tu ſoyes mene a la cite de rRōmme qui eſt l’egliſe par l’acompliſſement des
cōmmandemens/, ⁊et lors les cāmpanes ſōnneront/, c’eſt a dire que les bōnnes oeuuvres
teſtiffiront de ta penitence. Puis ſe reſijouyrōnt les citoiēns et anges celeſtes de ta
conuverſion ſelon l’eſcripture. ¶ : « Gaudiūm eſt angelis dei ſupꝑer vuno pctōeccatore penitenciām
agēnte.. » Lors tu pourras l’ame, ta ſeur ⁊et eſpouſe. mener au monaſtere du roy aulme
des cieulx/, auq̄uel nous vueille conduyre le pere, le filz et le ſainct esprit.
21. (en marge à gauche) -
Moraliſation ſus le propos.
[282]Jener Kaiser ist unser Herr Jesus Christus, der seine Schwester, die Seele, sehr liebhatte, indem die Seele mit dem Fleisch verbunden ist. Das Fleisch wird in der Tat ihre Schwester genannt. Solange das Fleisch am Anfang nichts, was Gott missfiel, gegen seinen Willen tat, hielt es die Seele in Ehren. Die beiden, der fleischhafte Leib und die Seele, hatten sich auf sonderbare Weise gegenseitig lieb und liebten sich so stark, dass sie in derselben Kammer des Willens und der Gedanken ruhten, und am selben Tisch aßen, das ist der Zustand, in dem sie die Taufe erhielten und der Versuchung des Teufels entsagten. Auf die Anstiftung des Teufels hin vergewaltigt der Körper aber oft die Seele mit Sünde und Laster so sehr, dass diese ein Kind erzeugt. Dieses Kind ist das gesamte Menschengeschlecht, das vom ersten Menschen abstammt. Auf den Rat des Ritters wurde dann der Heilige Geist in das Meer des Elends dieser Welt gelegt, wo er lange herumirrte. Die Seele blieb allein. Deshalb wurde sie von dem Herzog der Verdammnis, dem Teufel, verfolgt, bis Gottes Sohn auf die Erde kam, um nicht nur die Mutter, sondern das gesamte Menschengeschlecht zu befreien, und stellte auf der ganzen Erde das verlorene Paradis wieder her. Danach heiratete er seine Mutter, die Kirche, von welcher die Tafel geschrieben wurde, das heißt die Zehn Gebote des Gesetzes, die wir immer beobachten und dabei bedenken sollen, dass sie wegen unserer Sünden geschrieben wurden: ‚Lex propter transgressores posita est‘. Dies soll uns Grund zum Weinen geben. Wer holte uns aus dem Fass? Das ist der Abt, Gott der Schöpfer durch seinen Sohn, und er gibt uns nachher dem Fischer, damit er uns aufziehe, das heißt dem guten Priester, der uns mit guten Werken aufziehen und zum Rittertum für Jesus Christus befördern soll: ‚Cum sancto sanctus eris‘. Danach müssen wir durch das Schiff der Kirche schreiten, das ist nach Gottes Willen wandern und mannhaft den Teufel bekämpfen, sodass wir am Ende zu großen Schätzen gelangen, das sind die Tugenden, die die Seele reich machen. Der Bürger, der uns zum Truchsess bringt, ist der gute Engel, ebenfalls der Priester, der uns zum Beichtvater führt, durch den wir auf den Weg des Heils geleitet werden, denn wir kämpfen für die Seele, Königin des verlorenen Landes, aber es begibt sich oft, dass der Mensch wieder sündigt, wenn er die Eitelkeit der Welt bejagt. Dann erinnert sich die Seele an das Übertreten, denn sie sieht die Schreibtafel mit unseren Sünden. Deshalb sind die Ritter, das sind die Sinne, dazu verpflichtet, den Menschen von dem weltlichen Spiel abzubringen. Wenn der Mensch wegen seiner Sünde die Seele niederfallen sieht, soll er sich sofort mit Demut auf die Erde werfen, seine sündhaften Kleider ausziehen, seine Lanze des üblen Lebens mit Beichte zerbrechen und mit guten Tugenden pilgern, bis er zum Haus des Fischers kommt, das ist zum Priester, der ihn beraten und auf den Felsen fesseln wird, bis Du mit der Vollziehung der Gebote nach Rom, das ist zur Kirche, geführt wirst, und wenn die Glocken läuten, bedeutet es, dass die guten Werke Deine Buße bezeugen. Dann werden sich die Bürger und die himmlischen Engel über Deine Bekehrung freuen nach der Schrift: ‚Gaudium est angelis Dei super uno peccatore penitentiam agente‘. Dann kannst Du Deine Schwester und Gattin zum Kloster des Himmelreichs führen. Mögen uns der Vater, der Sohn und der Heilige Geist dahin bringen!